Tod und Leben

Tod und Leben

Durch das Abgeschnitten sein, der somit entstandenen Nicht-Verbindung von Körper Geist und Seele, erleben viele Menschen sich selbst in dieser Zeit in einer völligen Isolation, einem ständigen Herumirren auf der Suche nach Liebe und Sinnhaftigkeit, es fehlen jegliche Haltegriffe! Die der Mensch aber so dringend braucht, im Leben aber auch im Umgang mit dem Tod. Somit ist die Auseinandersetzung und das Wiedereingliedern des Todes und seiner Existenz dringend notwendig. Nur durch das Wiederanbinden an das Göttliche in uns, haben wir die Chance, auf ein Leben in Liebe, Mitgefühl, Demut und somit ein Sterben in Frieden.

 

 

Kreislauf

Der Tod ist nicht das Nichts – keine Trennung – kein Nichtsein – sondern ein nach Hause kommen. Zum Ursprünglichen – zum Licht – zu Gott. Im alten Wissen, und dem daraus entstandenen Traditionen, bilden Tod und Leben immer schon einen Kreislauf. Somit kann das menschliche Leben als Reifung und Bewährung gesehen werden. Als ein Lernen sozusagen. Als Vorbereitung für etwas Größeres, Stärkeres, WAS EWIGES. Es ist im Leben schon notwendig, emotionale Bindungen zu überwinden und nicht an Leidenschaften gefesselt zu bleiben. Anhaftungen zu lösen und Loslassen zu lernen. Sich bewusst zu werden, das alles mit Allem, zu jeder Zeit verbunden ist. Es gibt keine Trennung – es gibt nur Einheit. In diesem Bewusstsein ist unendliche Liebe und Wachstum im Leben und über den Tod hinaus möglich.

 

Die Auseinandersetzung mit dem Tod und die Sinnhaftigkeit des Lebens finden wir in allen Menschen und Kulturen. Im Hinduismus wo sich der Hindu sein ganzes Leben danach ausrichtet gut zu sein in seinem Denken und Tun. Sein Ziel ist auszugleichen und das, aus vorigen Leben Mitgebrachte, aufzulösen.

Im Buddhismus, wo der Buddhist sich als Ziel, die Befreiung der Verformung des Geistes setzt. Dass er ein Leben lang durch Meditation und ernsthafte Bemühungen zu erreichen versucht. Er macht sich zur Aufgabe die Bewusstheit in sich zu entwickeln, um bereit zu sein, und mitwirken zu können im Übergang vom Leben in ein vielleicht höheres Sein. Auch im frühen Christentum war der Glaube an Wiedergeburt Bestandteil des Lebens. Der Mensch ist für das Paradies geschaffen. Also die Gemeinschaft mit Gott. Sie geht über den Tod hinaus, ist der Himmel, ist das Licht und der ewige Ort des Friedens.

 

 

In jedem von uns liegt dieselbe Aufgabe – sich dem Göttlichen in uns selbst zuzuwenden und dadurch in Demut und Nächstenliebe zu Leben.

Westliche Verdrängung

Durch das derzeitige Verdrängen des Todes und seiner Existenz in unserer Gesellschaft, erleben viele Menschen den Tod als leidvollen negativen Gegensatz zum Leben. In unserer westlichen leistungsorientierten Welt wird am besten so getan als gäbe es ihn nicht. Ein hoher Preis den wir zahlen müssen. Dauerhafte Angst vor der unbekannten und ständige Einsamkeit durch Getrenntheit, macht viele von uns zu hilflosen schwachen Geschöpfen.

Doch die jetzige Situation der Verdrängung und Ignoranz macht nicht nur das Sterben, sondern auch das Altwerden oder Kranksein für uns zum gewaltigen Problem. Um nicht hinschauen zu müssen, haben wir Institutionen gebaut und jegliche Eigenverantwortung abgegeben. Alte, Sterbende und Kranke werden untergebracht oder den Ärzten übergeben. Todkranke transportieren wir in sterile medizinische Zentren. Mit Kindern wird nicht gesprochen, ihnen wird das Wissen über den Tod vorenthalten, als wäre er ein unnatürliches grausames Erlebnis. Andere wieder werden an Maschinen angeschlossen, mit der Aufschrift „Lebenserhaltende Maßnahme“.

In unserer Gesellschaft treffen viele von uns falsche Entscheidungen. Sie lassen Menschen in ihrer schwierigsten Zeit allein und nehmen sich dadurch jegliche Möglichkeit auf Frieden, Dankbarkeit und Liebe.

 

Als Letzter Weg, weiß der Mensch, dass er zum Ursprung reinen Geistes zurückkehrt. Wenn wir es schaffen den Tod als solches Nachhause kommen zu sehen, als das Zurückkehren, das Ablegen und Loslösen von unserem Menschlichen- körperlichen Sein in ein höheres Sein, ist das Sterben die Meisterschaft nach dem Leben. Im Moment des Sterbens, im Gewahrsein seiner Weisheit, seiner ethischen und moralischen Stärke, seines reinen und guten Herzens und seiner Liebe zu sein, gibt jedem die Chance dass sein Geist zu dem wird was er immer war – „das Licht Gottes.“

Sterberituale

Bedeutungsvoll und somit unerlässlich im Übergang vom Leben zu Tod, sind Rituale. Sie gehören heute noch in vielen Kulturen zum Bestandteil des Sterbens. Immer und überall findet ein Zurückgeben unseres Körpers statt, an die Erde, das Wasser, das Feuer oder die Luft. Bei den Hindus in Form von einem Feuerritual; nach drei Tagen wird die Asche dem Ganges übergeben. Der Buddhist lässt den Toten drei Tage nach dem Sterben in der Stille. Auch er übergibt den Körper dem Feuer. Im Islam sowie im Judentum wird der Körper nach dem Tod in ein weißes Tuch gewickelt und in der Erde bestattet. Christen kehren in Form von Feuer oder Erdbestattung zur Erde zurück. Somit ist es unerlässlich in diesen Zeiten zu beten, zu meditieren zu singen und zu opfern, je nach Kultur.

 

 

Immer ist der Sinn die Kontaktaufnahme oder das Verbinden mit dem Geistigen, den Wesen, mit dem Licht und mit dem Ewigen. Ein Begleiten der Seele auf ihrem neuen Weg. Alle Rituale dienen jedoch dazu, Trauer, Abschiedsschmerz, aber auch Dankbarkeit, Geborgenheit und Liebe mit ganzem Herzen zu erfahren. Gelebte Rituale geben den Sterbenden, den Lebenden und dem Tod die Würde zurück.

Die Spirale

Als uraltes Symbol ist sie in allem enthalten. Sie ist alles zu gleich, ist das Zeichen für Verinnerlichung, führt in die Mitte zum Selbst, also ins ewig Göttliche. Sie steht für Einheit im Denken und Sein – von Leben und Tod. Auf der Schamanischen Reise verlassen wir den Körper, in der rechtsdrehenden Spirale, die das Zeichen der Schöpfung ist. Wir überschreiten somit die Schwelle, in die anderen Dimensionen. Über die links drehende Spirale, die das Zeichen der Rückkehr zur Einheit ist, kehren wir wieder zurück in unsere Körper. Tod wird für uns dadurch erlebbar, mit jedem Mal geben wir unser Leben. Wir verlassen das irdische Sein um uns hinzugeben, in die Einheit mit dem Göttlichen Sein. Somit werden wir zu Überbringern von Botschaften aus dem Ewigen, zum Heil der Menschen und aller Wesen auf Erden.

 

Schamanische Sicht

Immer schon lebten Schamanen im Einheitsbewusstsein, somit sind Leben und Tod eins. Wir wissen um die Welten und die Existenz der Wesen in allen Dimensionen. Um die Gleichheit von allem, um die Verbundenheit von Himmel und Erde. Der Tod ist für uns allgegenwertig, er ist für uns ständiger Lehrer und Begleiter. Immer wieder lassen wir Schamanen los, und richten unser Leben und unsere Bewusstheit neu aus. Wir stärken immer mehr die Verbindung zu unseren Ahnen – zum Ewigen – zum Göttlichen, um zu dienen.

 

 

In unserer Arbeit ist ein immer wieder Zurücklassen unseres Körpers notwendig, also ein ständiges Sterben und Wiederkehren. Somit können wir Vermittler zwischen den Welten werden, um das göttlich Geistige in Form von Informationen, zum Heil alles Lebendige auf die Erde zu bringen.

„Sterbe in der Liebe, und bleibe am Leben.“
– Rumi

© Karin Hummel, Juni 2017

 

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